Häufig gestellte Fragen
Anstelle von Editionsrichtlinien versuchen wir im Folgenden einige Antworten auf häufige Fragen zum Projekt zu beantworten.
Arthur Schnitzler hat sein Leben in mehreren Listen festgehalten: Wann er im Theater war, wann er öffentliche und private Lesungen gab, welche Bücher er las usw. (siehe Projektbeschreibung). Unser Ausgangspunkt war die Reiseliste, in der Schnitzler seine Urlaube verzeichnete. Auch das Tagebuch lässt sich als Liste begreifen, das relevante Ereignisse einzelnen Tagen zuordnet. Ethisch ist es unbedenklich, diese Listen aufzunehmen und mit heutigen Mitteln zu erfassen. Nicht nur, weil über siebzig Jahre seit seinem Tod verflossen sind, sondern auch, weil sich Schnitzler selbst mit diesen Listen vermessen hat
Als biografisches Projekt ordnet sich unser Vorhaben in die Ahnenreihe gedruckter germanistischer Großprojekte wie Goethes Leben von Tag zu Tag (hg. von Robert Steiger) ein. Auch beispielsweise die Hugo von Hofmannsthal-Brief-Chronik (hg. von Martin E. Schmid) verzeichnet die wichtigsten Aufenthaltsorte. Im digitalen Raum ist besonders die Alexander von Humboldt-Chronologie (hg. von Ingo Schwarz) hervorzuheben, die gegenwärtig 1.658 Einträge (März 2025) verzeichnet. Diese Aufzeichnungen sind vergleichsweise klein, wenn man sie mit den über 4.100 Orten und über 43.000 Aufenthalten Schnitzlers vergleicht, die wir zusammengetragen haben. Uns interessiert also neben dem spezifischen biografischen Forschungsinteresse an Schnitzler auch die Möglichkeit, möglichst freie und standardisierte Daten zur Verfügung zu stellen, die mit anderen Projekten vernetzt werden können.
In bestimmter Weise sind die vorliegenden Daten ein geografischer Kommentar zum Tagebuch. Im Vordergrund steht die Frage: An welchen Orten hielt sich Schnitzler auf? Während der Ortsindex des Tagebuchs lediglich die Erwähnung eines Ortes listet – unabhängig davon, ob Schnitzler dort war oder beispielsweise Besuch von jemandem aus diesem Ort bekam –, sind auf dieser Webseite nur die Aufenthaltsorte verzeichnet. Das ist zugleich eine Korrektur des mit Named-Entity-Recognition erstellten Ortsindex des Tagebuchs, der gerade bei den nur mit Kürzeln (wie ›B.‹) ausgezeichneten Orten (Baden bei Wien? Berlin?) einige Fehler aufweist. Außerdem sind hier auch nur implizit erwähnte Orte erfasst (etwa ›bei Mama‹, ›im Kaffeehaus‹), wenn andere Quellen die exakte Identifizierung des Ortes erlauben.
Spannend ist beispielsweise, dass Schnitzler sehr auf Mitteleuropa fokussiert war. Das heutige Polen kannte er kaum. Ungarn, wo immerhin beide seiner Eltern ihre Wurzeln hatten, blieb ihm weitgehend fremd. Die psychologische Lesart, dass er den verarmten jüdischen Osten mied, scheint zumindest argumentierbar. Dazu passen die zumeist distanzierend-abschätzigen Erwähnungen der ungarischen Verwandtschaft.
Eine weitere Überraschung liegt in der kaum über Paris hinausgehenden Kenntnis von Frankreich, obzwar Schnitzler zumindest auf Französisch lesen konnte und über aktive Sprachkenntnisse verfügte.
Schnitzler nutzte die Straßenbahn, den Stellwagen, das Fahrrad, die Eisenbahn, das Auto (als Mitfahrer) und, zweimal, das Flugzeug. Für diesbezügliche Fragen sind nun Grundlagen gelegt. Anschließend könnte etwa eine Verbindung zwischen den öffentlichen Verkehrsmitteln und seinen Alltagswegen hergestellt werden, oder eine geografische Verortung seiner Radausflüge. Selbst die zunehmende Verwendung des Automobils könnte nachvollzogen werden. Für all diese Fragen wäre aber noch eine Erfassung der Transportmittel nachzutragen.
Blättert man die Jahre vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg durch, sieht man sehr eindrücklich, welchen Einfluss der Krieg auf das Leben eines Menschen von 50 Jahren hatte, der nicht mehr fürchten musste, für den Fronteinsatz aktiviert zu werden. Der Horizont beschränkt sich ausschließlich auf Österreich, Bayern und Berlin. Nach dem Krieg dauerte es noch ein paar Jahre, bis Schnitzler seine Reisetätigkeit wieder aufnehmen konnte. Die großen Schiffsreisen (Nordkapreise, Mittelmeerreise, Reise um Europa) lassen sich sehr gut nachvollziehen.
Bei der Erfassung haben wir stark auf die Verwendung von Normdaten – in diesem Fall vor allem Wikidata – gesetzt. Das heißt, wir haben überprüft, ob für einen bestimmten Ort schon eine gebräuchliche Identifikationsnummer besteht. Gerade bei den Reisen in Städte zeigte sich, dass Schnitzler viele Orte aufsuchte, die bereits eine solche Identifikationsnummer hatten. Das kann als starkes Indiz gewertet werden, dass er mit dem Baedeker oder einem anderen Reiseführer in der Hand reiste und geflissentlich die empfohlenen Sehenswürdigkeiten abarbeitete. Offensichtlich zufällig entdeckte Orte sind keine verzeichnet.
Ausdrücke wie ›Besorgungen in der Stadt‹ sind gleichbedeutend mit: Schnitzler war im 1. Wiener Gemeindebezirk. Das lässt sich besonders an den in Folge genannten Geschäften belegen. Ob für ihn ›die Stadt‹ Ausläufer in die inneren Bezirke hatte, ist wiederum ungewiss. Bislang haben wir keinen diesbezüglichen Hinweis gefunden. ›Die Stadt‹ kann jedenfalls auch zur Charakterisierung des Wohnorts im 18. Bezirk herangezogen werden: Das Cottage-Viertel in Währing wurde durchaus als ländlich und sub-urban empfunden.
Parallel zu ›Besorgungen in der Stadt‹ (siehe oben) gehen wir davon aus, dass Schnitzler bestimmte alltägliche Orte hyponymisch notierte, also einen allgemeineren Oberbergriff für spezifische Orte verwendete. Das betrifft etwa das Bankhaus in Wien, bei dem es sich, wenn nicht weiter spezifiziert, um die Allgemeine Boden-Creditanstalt im 1. Wiener Gemeindebezirk handeln dürfte. Ebenso betroffen sind Besuche bei Ärzten, in welchen Fällen wohl die Arztpraxen und nicht die privaten Wohnadressen gemeint sind. Eine Ausnahme bildet der langjährige Hausarzt Jacob Pollak: Im Tagebuch bleibt nahezu immer ungeklärt, ob die Erwähnungen mit einem Besuch in dessen Praxis oder in seinem Haus verbunden sind. Andere Orte – etwa Tennisplätze – konnten wir nicht mit ausreichender Wahrscheinlichkeit identifizieren.
Schnitzler kam im 2. Wiener Gemeindebezirk auf die Welt und wohnte dann jahrelang im 1. und im 9. Bezirk. Die letzten Jahre – es waren beinahe 30 – wohnte er im 18. Bezirk. Abgesehen vom 1. Bezirk ist nur der Prater ein Aufenthaltsort, den Schnitzler zeitlebens regelmäßig frequentierte. Grundsätzlich war Schnitzlers Wien, wenngleich es auch innerhalb der ersten neun Bezirke durch Proletariat und Armut geprägte Gegenden gab, keines der (eingemeindeten) Vororte, in denen die Bewohnerinnen und Bewohner vor allem der Lohnarbeit in Fabriken, Kleinbetrieben und Manufakturen nachgingen. Nach Simmering kam er beispielsweise nur, wenn er an einer Beerdigung teilnahm oder ein Grab aufsuchte. Wenn sich Schnitzler also außerhalb der Innenbezirke aufhielt, waren die Gründe Infrastruktureinrichtungen wie Bahnhöfe und Flughäfen, oder er suchte Privathäuser vermögender Freunde und Bekannter auf.
Heute lebt ein Viertel der Wiener Wohnbevölkerung auf der anderen Seite der Donau, in Floridsdorf und in der Donaustadt. Ein Aufenthalt Schnitzlers in Floridsdorf lässt sich bislang nicht belegen, die Aufenthalte in der Donaustadt lassen sich an einer Hand abzählen.
Wenn Schnitzler in seinem Tagebuch schreibt, er würde an der Donau spazieren, ist in den meisten Fällen das Ufer des Donaukanals gemeint. Während die Überquerung der kanalisierten Donau nördlich der inneren Stadt für ihn noch selbstverständlich ist, bildet die Donau eine natürliche Grenze, die auch den Horizont beschränkt. Nicht zufällig heißt das Ausflugslokal, das sich jenseits der Donau etablierte, nach der berühmten Nordpolexpedition von Julius Payer »Zum Franz-Josefsland«. Hierher zu kommen, das war ein Schritt von der Landkarte in unvermessenes und unbewohntes Gebiet.
Nein, das ist ein Theaterstück von Ödön von Horváth. Schnitzler hätte aber womöglich etwas Ähnliches schreiben können, denn die Karten belegen erstmals ausgiebig Schnitzlers ausführliche Spazier- und Wandertätigkeit im Wienerwald. Sie etablierte sich anstelle der Fahrradausflüge, nachdem Schnitzler mit Mitte 40 die Belästigung durch den Autoverkehr beklagt und sein Rad verschenkt hatte. Wenn Sie nun motiviert sind, zu untersuchen, wie starkt das Bewegungsbedürfnis von Schnitzler war, und ob es sich über die Jahre änderte, dann sei noch ein Hinweis gestattet: Man muss für die Beantwortung auch Schnitzlers Ausübung von Tennis einbeziehen.
Die Daten liegen vollständig in der Form von XML-Dokumenten vor (siehe GitHub). Konkret handelt es sich um XML/TEI-Dokumente. XML-Dokumente können mit jedem Textprogramm geöffnet werden und sind sowohl für Menschen als auch für Maschinen verhältnismäßig gut lesbar. Ein Nachteil ist, dass XML sehr viel ›unnützen‹ Text produziert, beispielsweise <persName><surname>Schnitzler</surname><forename>Arthur</forename></persName>. Da die Dateien daher verhältnismäßig groß sind, mussten wir die Informationen in den meisten Fällen auf zwei Dateien aufteilen: Die eine Datei enthält vor allem Daten zu und Identifikatoren für Orte, die andere enthält die Aufschlüsselung der Identifikatoren mit Normdaten sowie Längen- und Breitengraden.
Obwohl die XML-Dateien (siehe GitHub) mit jedem Textprogramm geöffnet werden können, empfiehlt sich die Nutzung eines XML-Editors. Von diesen gibt es sowohl kostenlose als auch bezahlpflichtige Varianten. Wir verwenden den Oxygen XML Editor, der eine kostenfreie Probezeit von einem Monat anbietet.
Ein XML-Editor verwendet üblicherweise Farben, um die Textinhalte von den Code-Elementen abzusetzen. Er erlaubt auch komplexe Abfragen, zum Beispiel mittels XPath. Heutzutage kann man sich von ChatGPT und anderen KI-Assistenten Schritt für Schritt durchführen und passende XPath-Abfragen generieren lassen, sollten die technischen Vorkenntnisse nicht ausreichen. Auch die Umwandlung der XML-Dateien in Fließtexte ist damit leicht umzusetzen.
JSON ist ein Dateiformat, bei dem Werte mit Kommas und geschwungenen Klammern nebeneinander gereiht sind. Im Unterschied zu den XML-Dateien sind die GeoJSON-Dateien daher zwar deutlich kleiner, aber weniger unmittelbar verständlich. Auch die Fehlersuche ist im Vergleich zu einer XML-Datei schwieriger, etwa wenn ein falsches Zeichen gelöscht wurde.
Die Vorsilbe ›geo‹ bedeutet, dass die ersten Werte standardisiert sind und angeben, ob es sich um einen Punkt, eine Linie oder eine Form handelt – danach folgen die jeweiligen Koordinaten. Im Bereich ›properties‹ sind weitere Informationen enthalten. Dieser Teil ist jedoch nicht standardisiert.
Es gibt im Internet viele frei verfügbare Möglichkeiten, um sich eine GeoJSON-Datei anzeigen zu lassen. Einige davon sind im GeoJSON-Wikipedia-Eintrag verlinkt.
In einer CSV-Datei befindet sich eine Liste mit Datenwerten, die durch Kommata getrennt werden. In jeder Zeile stehen zusammengehörende Werte. In einer vereinfachten Form könnte ein Aufenthalt in München mit An- und Abreisedaten so aussehen:
person,place,start_date,end_date
"Arthur Schnitzler",München,1929-08-20,1929-08-21
Eine CSV-Datei kann problemlos in Excel, Numbers, LibreOffice oder als Google Sheet geöffnet werden. In den jeweiligen Programmen kann beispielsweise gefiltert, sortiert und gerechnet werden und es lassen sich Diagramme erzeugen.
Weil Excel eine proprietäre Software ist. Der Mehrwert von Excel bzw. XLSX im Vergleich zu CSV scheint uns zum jetzigen Zeitpunkt gering. Außerdem ist die Transformation einer CSV-Datei zu einer Excel-Tabelle unmittelbar möglich. Wir lassen uns aber gerne belehren.
Nein. Aus pragmatischen Gründen wurde das nicht berücksichtigt. Die Schwierigkeit besteht einerseits darin, dass nur in den seltensten Fällen klar ist, ob Schnitzler sich von einem Ort zum anderen bewegte, oder ob er dazwischen zu Hause war. In unseren Daten besucht Schnitzler einen Ort nur einmal am Tag. In der Realität war das oft nicht so.
Vor allem älteren Menschen ist noch die Verwendung von gedruckten Personverzeichnissen und Lexikas geläufig: Jedes Buch war eine abgeschlossene Einheit. Wenn man nach Personen suchte, musste man mehrere Indizes durchgehen und hoffen, fündig zu werden. Digitale Normdatenverzeichnisse bündeln nun derartige Informationen und bieten eindeutige, projektübergreifend nutzbare Identifikatoren für Personen, Werke, Orte und andere Dinge, die eine eindeutige Identifizierung erlauben. Damit kann leicht festgestellt werden, wenn in verschiedenen Datensätzen von ein und derselben Entität die Rede ist. Das wohl bekannteste Beispiel im deutschsprachigen Raum ist die Gemeinsame Normdatei (GND). Wir setzen vor allem auf Wikidata, womit wir die Verknüpfung zu Wikipedia-Einträgen, zur GND und zum Wien-Geschichte-Wiki sicherstellen können.
Die Daten sind unter Angabe der Namensnennung frei verfügbar (CC BY 4.0-Lizenz). Grundsätzlich können Sie mit den Daten tun, was Sie wollen.
Kepler.gl ist eine Webseite, auf der man geografische Daten visualisieren kann. Wir verlinken die Seite, weil es Ihnen eine schnelle Möglichkeit gibt, mit unseren Daten zu interagieren und komplexere Ansichten und Filter zu bauen. Eine bestimmte 3D-Ansicht zeigt beispielsweise alle Punkte auf der Landkarte als gelbe Gummientchen an. Erkenntniswert 0, Spaßfaktor 3.
Die Daten kommen aus unterschiedlichen Quellen, vor allem aus Listen (siehe Projektbeschreibung), dem Tagebuch, der Korrespondenz, der Autobiografie von Clara Katharina Pollaczek und anderen historischen Quellen. Auf eine genaue Quellendokumentation wurde in Anbetracht der großen Datenmenge verzichtet.
Das Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage (ACDH-CH) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften betreibt einen Webservice namens PMB – Personen der Moderne Basis (siehe auch den Wikipedia-Eintrag). Dabei handelt es sich um eine relationale Datenbank, in der die Personen, Orte, Werke, Organisationen und Ereignisse verzeichnet sind, die in den digitalen Schnitzler-Projekten (Tagebuch, Briefe, Lektüreliste …) referenziert werden. Durch den Anschluss unseres Projekts an diese Datenbank war die Erfassung der Orte – auch mit Normdaten – vereinfacht (Danke, Peter Andorfer!).
Für die Verwendung der vorliegenden Webseite muss die PMB nicht konsultiert werden. Sie enthält aber zu vielen Orten weitere Informationen, die es möglicherweise nicht auf diese Webseite geschafft haben. Beispielsweise können über die Export-Funktion der PMB auch die knapp über 80 Aufenthaltsorte von Felix Salten erkundet werden.
Das war eine pragmatische Entscheidung: Natürlich wäre es besser gewesen, hätten wir eine einfache Möglichkeit gefunden, um ganze Stadtgebiete zu referenzieren. Aber weil das viel Zeit in Anspruch genommen und nur zu oft bedeutet hätte, dass wir selbst Formen hätten zeichnen müssen, haben wir uns stattdessen auf die Verwendung von georeferenzierten Punkten (mit Längen- und Breitengraden) beschränkt. Durch die Verknüpfung mit Normdaten sollte in Zukunft eine Umstellung auf Flächen möglich sein. Eine Verwirrung, die durch die Punkte entstehen kann, wird durch die ›Regel des genauesten Punkts‹ (siehe unten) behoben.
Weil eine auf Flächen basierende Erfassung der Aufenthaltsorte nicht einfach möglich gewesen wäre (siehe oben), arbeiten wir nicht mit Polygonen, sondern konzentrieren uns auf einzelne Punkte (vergleichbar mit Stecknadeln). Gehen wir beispielhaft von einem Tag aus, an dem sich Schnitzler in Wien aufhielt und ins Burgtheater ging. Wir könnten zwei Punkte auf der Karte setzen: beim Burgtheater und beim Stefansdom. Nun ist aber das Burgtheater in Wien, die Angabe von Wien also allgemeiner und unnötig. Anders ausgedrückt: Wer sich im Burgtheater aufhält, hält sich in Wien auf. Wir verzichten daher auf diese Doppelung und ziehen den genaueren Ort dem allgemeineren vor. Das hat Nachteile, etwa wenn Schnitzler in Weidling (eine zu Klosterneuburg gehörende Katastralgemeinde) und in Klosterneuburg war, und dann der Punkt nur bei Weidling gesetzt wird.
Für schnitzler-orte wurde jene Liste aus Schnitzlers Nachlass in der Cambridge University Library ausgewertet, die seine Reisen verzeichnet. Nicht erfasst wurden beispielsweise Tagesausflüge oder genauere Ortsangaben innerhalb einer Stadt. Zudem fand kein Abgleich mit dem Tagebuch statt, sodass Fehler aus der Liste fortgeführt wurden. Die hier präsentierten Daten sind nicht nur deutlich umfangreicher, sondern auch korrekter. Grundsätzlich besteht das Vorhaben, die Daten für schnitzler-orte auf Basis der neuen Daten zu aktualisieren. Das hat momentan aber geringe Priorität.
Die Serie »Ansichten von Wien« wurde vom Wienmuseum digitalisiert und kann unter https://sammlung.wienmuseum.at in guter Auflösung geladen werden.
Mehrere Fehlerquellen sind möglich, sowohl auf der Seite der Überlieferung als auch auf jener der Auswertung. Schnitzler kann sich im Tagebuch verschrieben haben. Wir können uns bei der Aufnahme vertan haben. Vor allem aber besteht großer Spielraum bei der Interpretation der Quelle. Wenn beispielsweise Schnitzler im Tagebuch schreibt, er habe Salten in Pötzleinsdorf besucht (wie in diesem Eintrag), so wurde hier die tatsächliche Adresse von dessen Sommerwohnung verzeichnet. Bei der Erfassung des Verzeichnisses der Theaterbesuche im Nachlass Schnitzlers in der Cambridge University Library (Mappe A179) sind wiederum Vorführungen oft um einen Tag falsch datiert. Das lässt sich in vielen Fällen mit dem Tagebuch oder durch Abgleich mit Tageszeitungen korrigieren. Es verbleiben aber genug Einträge, bei denen diese Kontrolle nicht möglich ist.
Das ist schwer zu bestimmen. Es sind bislang noch keine Fälle bewiesen, in denen Schnitzler bewusst falsche Dinge in sein Tagebuch geschrieben hätte. In den Fällen etwa, in denen zwischen Schnitzlers Verzeichnis der Theaterbesuche und dem Tagebuch Differenzen auftreten, erweist sich im Abgleich mit den Theaterprogrammen in Tageszeitungen durchwegs das Tagebuch als verlässlicher. Abweichungen ereignen sich zudem, wenn sich Kalendertag und gelebter Tag unterscheiden. Beispielsweise wenn Schnitzler schreibt, dass er um Mitternacht ins Kaffeehaus ging. Das darauf Folgende ist dem nächsten Kalendertag zuzurechnen.
Für gewöhnlich ziehen wir das jeweilige Adressbuch eines Ortes heran. In Wien ist das Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger. Dieser ging immer am Ende des Sommers des jeweiligen Vorjahres in Druck, sodass beispielsweise der Lehmann aus dem Jahr 1900 vor allem für die Jahresmitte 1899 verlässlich ist. Fehler und Änderungen wurden bis zum Erscheinen in einem Nachtrag vermerkt, womit sich die Zeitspanne der abgebildeten Wirklichkeit bis zum Jahresende 1899 verlängert. In den wenigen Fällen, in denen von Personen private Dokumente ohne größere Recherche vorliegen, werden diese natürlich bevorzugt.
Offen gesagt: Im Einzelfall sind wir es nicht. Es handelt sich um eine historische Rekonstruktion. Nicht alles ist exakt überliefert. Beispielsweise kann eine Theateraufführung in einem Theater angekündigt worden sein, die Theaterzettel waren bereits gedruckt, und dann erkrankte ein Schauspieler und es wurde kurzfristig ein anderes Stück gespielt, ohne dass davon in den Zeitungen Notiz gemacht wurde. Oder es kann eine Wohnadresse im Adressbuch vermerkt sein, die sechs Monate nach der Drucklegung, als Schnitzler die Person besucht, nicht mehr korrekt ist. Genauso könnte ein Arztbesuch, statt in der Ordination, in der Spitalsambulanz stattgefunden haben, in der der Arzt ebenfalls tätig war. Oder jemand ist zur Kur in einem Sanatorium und Schnitzler erwähnt bei seinem Besuch nur den Ort. War er nun im Sanatorium? Anzunehmen ist es. Gewissheit besteht aber nicht. Das gilt selbst für die Lektüre des Tagebuchs, das gelegentlich mehrere Lesarten zulässt. Folglich trafen wir immer wieder Entscheidungen mit mehr oder minder großer Sicherheit. Vielleicht können diese mit zusätzlichen Quellen gestützt oder verworfen werden.
Es gibt zwar für die meisten, aber nicht für jeden Tag in Schnitzlers Erwachsenenleben einen Eintrag im Tagebuch. Viele Orte sind ausschließlich mit generelleren Bezeichnungen beschrieben (›im Kaffeehaus‹, ›in der Umgebung spazieren‹). Diese lassen sich nicht verorten. Außerdem verändert sich das Tagebuch im Laufe von Schnitzlers Leben. Verkürzt lässt sich sagen, dass Schnitzler ab dem merkbaren Ruhm seines Werks auch mehr Wert darauf legte, seine Aufenthalte zu dokumentieren. So kennen wir auch die Häuser nicht, in denen der Arzt Schnitzler Hausbesuche machte. Ebenso lassen sich die Liebesbeziehungen mit den Frauen, die er als ›süßes Mädl‹ titulierte, und die in der Vorstadt oder vielleicht sogar außerhalb der Linie (heute Gürtel) wohnten, oft nicht geografisch verorten. Beides betrifft den Zeitraum vor 1900.
Wann ist jemand an einem Ort? Wenn Schnitzler seine Lebensgefährtin beim Burgtheater abholt, war er dann im Burgtheater? Wenn er mit Ludwig Hevesi vor dem »Vergnügungsetablissement Maxim« plaudert, war er dann an dem Ort? Was lässt sich daraus ableiten, wenn er ›gegen die Freudenau‹ spazierte? Für die vorliegende Erfassung, die am geografischen Raum interessiert ist, in dem sich Schnitzler aufhielt, ist er an einem Ort, selbst wenn er nicht hineingeht. Ob er nun da war, oder nicht, wenn er etwa ›in Richtung‹ eines Ortes ging, sind Einzelfallentscheidungen.
Unser vordringliches Ziel ist es, alle benannten geografischen Orte, die Schnitzler besuchte, aufzuführen. Die im Tagebuch erwähnten Besuche bei Familien wollten wir im ursprünglichen Vorhaben außen vor lassen. Mit der Zeit haben wir jedoch angefangen, auch diese Daten aufzunehmen, wenn sie einfach aus dem Adressverzeichnis des eruiert werden konnten. Trotzdem gibt es in diesem Bereich noch viele Lücken, die möglicherweise erst nach und nach, möglicherweise nie geschlossen werden können.
Grundsätzlich haben wir versucht, vor allem in Wien genau zu sein und haben hier entsprechend mehr Zeit in die Recherche investiert als beispielsweise dafür, die genaue Lage einer Weinschenke in einem Bergdorf zu eruieren. (Versucht haben wir es aber trotzdem.)
Das halten wir für eine Schwachstelle unseres Projekts. Wir haben kein geschlossenes, stimmiges Vokabular, das sich durch die Daten zieht. Dereinst werden wir uns möglicherweise auf jenes von GeoNames einigen. Das würde aber auch nur bedingt das bestehende Problem lösen, dass wir aktuell jedem Ort nur einen Typ geben. Zur Illustration: Ein Hotel kann oft mit mehreren Ortstypen klassifiziert werden: Herberge, Restaurant, Kaffeehaus, Bar. In der Zwischenzeit gibt es dafür keine einfache Lösung. Das derzeit verwendete Vokabular kann hier nachvollzogen werden. Wir entschuldigen uns und bitten um Verständnis!
Offen gesagt: Wir ahnen mehr, als wir wissen. Natürlich ergibt das Projekt viel Detailwissen zu Arthur Schnitzler. Auch die Erweiterung des Ortsindex zum Tagebuch ist wertvoll. Aus einer historischen Perspektive wertet das Projekt beispielhaft den geografischen Horizont eines finanziell gut ausgestatteten (aber nicht reichen) Wieners zwischen 1880 und 1930 aus. Damit einher gehen auch Informationen zu Theater- und Kinobesuchen. Kurz: Uns scheint hier etwas vorzuliegen, für das es derzeit keinen Vergleich gibt. Wenn irgendwann vergleichbare Daten für weitere Personen aus unterschiedlichen Zeiträumen vorliegen, wenn Reiseführer und historische Fahrpläne digital erfasst sind, werden sich komplexere Fragestellungen ergeben. Durch unsere Verwendung von Normdaten und einer freien Lizenz sind wir darauf vorbereitet und bieten Anschluss für andere Forschungsprojekte.
Diese Antwort stammt von einer KI und hat kein zusätzliches Geld gekostet: »Ja. Die Dokumentation der Aufenthaltsorte einer historischen Person bietet wertvolle Einblicke in deren Leben, Einfluss und Zeitgeschichte. Sie trägt zur Forschung, Bildung und dem Erhalt kulturellen Wissens bei, was den Einsatz von Zeit und Ressourcen rechtfertigt.«
Gegenfrage: Was glauben Sie?
Ziemlich sicher nicht. Bislang hat er auch nur dieses Projekt durchgeführt. Wenn Sie das nach dem Jahr 2025 lesen, wird er auch schon wieder aus dem Vereinsregister getilgt sein.
Der Vorstand bestand aus Martin Anton Müller und Laura Untner. Die anderen sechs Funktionär_innen haben es verdient, ungenannt zu bleiben. Wir sind ihnen für ihre Unterstützung sehr dankbar.
Martin Anton Müller und Laura Untner sind freie Wissenschaftler_innen und nicht längerfristig an Institutionen gebunden. Die jeweils aktuellen Arbeitsorte und E-Mailadressen sollten aber auch in Zukunft in ihren ORCID-Einträgen ersichtlich sein: Martin Anton Müller, Laura Untner.
Nein.
Von welcher Summe sprechen wir? Wir bitten um Kontaktaufnahme.
In jedem Fall! Wir bitten um Kontaktaufnahme.
Über freiwillige Mitarbeit freuen wir uns. Auch im Zuge eines Volontariats können Ergänzungen erarbeitet werden. Wir bitten um Kontaktaufnahme.