Öfters gestellte Fragen
Anstelle von Editionsrichtlinien versuchen wir im Folgenden, die wichtigsten Punkte zu behandeln, von denen wir glauben, sie beantworten zu können.
Arthur Schnitzler hat sein Leben in mehreren Listen vermessen: Wann er im Theater war, wann er öffentlich und privat vorgelesen hat, welche Bücher er gelesen hat und weitere. Unser Ausgangspunkt war die Reiseliste, mit der Schnitzler seine Urlaube verzeichnete. Auch das Tagebuch lässt sich als Liste begreifen, das relevante Ereignisse einzelnen Tagen zuordnet. Nicht nur, weil über siebzig Jahre seit seinem Tod verflossen sind, sondern weil sich Schnitzler selbst mit Listen vermessen hat, ist es ethisch unbedenklich, diese von ihm angedachten Listen aufzunehmen und mit heutigen Mitteln zu erfassen. Als biografisches Projekt ordnet sich unser Projekt in die Ahnenreihe gedruckter germanistischer Großprojekte wie Goethe und Wieland-Tag-für-Tag. Die Hugo von Hofmannsthal-Brief-Chronik verzeichnet gleichfalls die wichtigsten Aufenthaltsorte. Digital gibt es vor allem die Alexander von Humboldt-Chronik, die gegenwärtig 1.658 Einträge (Januar 2025) verzeichnet. Diese Aufzeichnungen sind vergleichsweise gering, wenn man sie mit den über 3.000 Orten und über 35.000 Aufenthalten Schnitzlers vergleicht, die wir zusammengetragen haben. Uns interessiert also neben dem spezifischen biografischen Forschungsinteresse an Schnitzler auch die Möglichkeit, möglichst freie und standardisierte Daten zur Verfügung zu stellen, die mit anderen Projekten vernetzt werden können.
In bestimmter Weise sind die vorliegenden Daten ein geografischer Kommentar zum Tagebuch. Also an welchen Orten hielt sich Schnitzler an bestimmten Tagen auf. Während der Ortsindex einfach die Erwähnung eines Ortes listet, unabhängig davon, ob Schnitzler dort war oder ob er Besuch von jemandem aus diesem Ort hatte, sind hier nur die Aufenthaltsorte verzeichnet. Es ist zugleich eine Korrektur des mit Named-Entity-Recognition gemachten Ortsindex des Tagebuchs, der einige Fehler aufweist, gerade bei den nur mit Kürzeln (»B.«) ausgezeichneten Orten (Baden bei Wien? Berlin?) Außerdem sind implizite erwähnte Orte erfasst (»bei Mama«, »im Kaffeehaus«, wenn andere Quellen die exakte Identifizierung des Ortes erlauben).
Spannend ist beispielsweise, dass Schnitzler sehr nach Mitteleuropa orientiert war. Das heutige Polen kannte er kaum. Ungarn, wo immerhin beide seiner Eltern ihre Wurzeln hatte, blieb ihm weitgehend fremd. Die psychologische Lesart scheint zumindest argumentierbar: Dass er den verarmten jüdischen Osten mied. Dazu passen die zumeist distanzierend-abschätzigen Erwähnungen der ungarischen Verwandtschaft.
Eine weitere Überraschung liegt in der kaum über Paris hinausgehende Kenntnis von Frankreich, obzwar Schnitzler zumindest auf Französisch lesen konnte und über aktive Sprachkenntnis verfügte.
Die Straßenbahn, das Fahrrad, die Eisenbahn, das Auto (als Mitfahrer). Für diesbezügliche Fragen sind nun Grundlagen gelegt. So ließe sich etwa eine Verbindung zwischen den öffentlichen Verkehrsmitteln und seinen Alltagswegen herstellen. Oder seine Radausflüge lassen sich geografisch verorten. Selbst die zunehmende Verwendung des Automobils könnte nachvollzogen werden. Für alle diese Fragen ist aber noch eine Erfassung der Transportmittel nachzutragen.
Blättert man die Jahre vor, während und nach dem ersten Weltkrieg durch, sieht man sehr eindrücklich, welchen Einfluss der Krieg auf das Leben eines Menschen von 50 Jahren hatte, der nicht mehr fürchten musste, für den Fronteinsatz aktiviert zu werden. Der Horizont beschränkt sich ausschließlich auf Österreich, Bayern und Berlin. Nach dem Krieg dauert es noch ein paar Jahre, bis Schnitzler seine Reisetätigkeit wieder aufnehmen kann. Die großen Schiffsreisen (Nordkapreise, Mittelmeerreise, Reise um Europa) lassen sich sehr gut nachvollziehen.
Bei der Erfassung haben wir stark auf die Verwendung von Normdaten – in diesem Fall vor allem Wikidata – gesetzt. Das heißt, wir haben überprüft, ob für einen bestimmten Ort schon eine gebräuchliche Identifikationsnummer besteht. Gerade bei den Reisen in Städte erwies es sich, dass Schnitzler Orte aufsuchte, die bereits als Normdaten vorlagen. Das kann als starkes Indiz gewertet werden, dass er mit dem Baedeker oder einem anderen Reiseführer in der Hand reiste und geflissentlich die empfohlenen Sehenswürdigkeiten abarbeitete. Offensichtlich zufällig entdeckte Orte sind keine verzeichnet.
Schnitzler kam im 2. Bezirk auf die Welt, wohnte dann jahrelang im 1. und im 9. Bezirk. Die letzten beinahe 30 Jahre war er dann im 18. Bezirk daheim. Abgesehen vom 1. Bezirk ist nur der Prater ein konstanter Aufenthaltsort. Aufenthalte in den Bezirken mit Bewohnerinnen und Bewohnern, die vor allem der Lohnarbeit in Fabriken, Kleinbetrieben und Manufakturen nachgehen, sind selten. Besuche in Simmering, abseits des Zentralfriedhofes, gibt es kaum. Andererseits gibt es in der Wipplingerstraße im Zentrum kaum ein Haus, das er nicht zum einen oder anderen Zeitpunkt frequentierte.
Schnitzlers ausführliche Spazier- und Wandertätigkeit im Wienerwald, der über den Westen von Wien reicht, ist ebenfalls ausführlich dokumentiert. Sie etabliert sich an der Stelle der Fahrradausflüge, nachdem Schnitzler mit Mitte 40 die Belästigung durch den Autoverkehr beklagte und sein Rad verschenkt hatte. (Eine genauere Beschäftigung mit Schnitzlers Bedürfnis nach sportlicher Betätigung müsste als Drittes noch Tennis einbeziehen.)
Die vollständigsten Daten liegen als XML vor – und, wenn man so will, als TEI als verwendete »Sprache«. XML kann mit jedem Textprogramm geöffnet werden und ist sowohl für Menschen wie Rechner verhältnismäßig gut verständlich. Der Nachteil ist, dass XML sehr viel ›unnützen‹ Text produziert, beispielsweise <persName><surname>Schnitzler</surname><forename>Arthur</forename></ltpersName> Deswegen sind die Dateien verhältnismäßig groß und die Information musste in den meisten Fällen auf zwei Teile aufgeteilt werden: Die eine Datei enthält vor allem Daten und Nummern für Orte, die andere (»listplace.xml«) enthält die Aufschlüsselung der Ortsnummern mit den Normdaten und Längen- und Breitengraden.
Die Daten können mit jedem Textprogramm angesehen werden. Es empfiehlt sich trotzdem ein XML-Editor. Solche sind sowohl kostenlos wie bezahlpflichtig zu beziehen. Ein XML-Editor verwendet üblicherweise Farben, um die Textinhalte von den Code-Elementen abzusetzen. Er erlaubt komplexe Abfragen (»Nenne mir alle Dienstage, an denen Schnitzler an Orten war, die mit ›R‹ beginnen«). Heutzutage kann man sich von ChatGPT und anderen KI-Assistenten Schritt für Schritt durchführen lassen. Die Umwandlung des XMLs in einen Fließtext ist mit diesen KI-Assistenten leicht umzusetzen. (Wir verwenden den Oxygen XML Editor, der eine kostenfreie Probezeit von einem Monat anbietet.)
Im Unterschied von XML sind die GeoJSON-Dateien deutlich kleiner und weniger unmittelbar verständlich. Ein JSON ist ein Dateiformat, bei dem Werte mit Kommas und geschwungenen Klammern nebeneinander gereiht sind. Die Fehlersuche ist im Vergleich zu einem XML schwieriger, etwa wenn ein falsches Zeichen gelöscht wurde. Die Vorsilbe »geo« bedeutet, dass die ersten Werte standardisiert sind und angeben, ob es sich um einen Punkt, eine Linie oder eine Form handeln und danach folgen die jeweiligen Koordinaten. Im Bereich »properties« sind dann weitere Informationen enthalten. Dieser Teil ist jedoch nicht standardisiert. Es gibt im Internet viele frei verfügbare Möglichkeiten, um sich ein GeoJSON anzeigen zu lassen. Einige davon sind im GeoJSON-Wikipedia-Eintrag verlinkt.
CSV ist eine durch Komma getrennte Liste, die in jeder Zeile zusammengehörende Werte hat. In einer vereinfachten Form könnte ein Aufenthalt in München mit Anreise- und Abreisedatum so aussehen:
"Arthur Schnitzler",München,1929-08-20,1929-08-21
Eine CSV-Datei kann problemlos in Excel, LibreOffice oder als Google Sheet geöffnet werden. Je nach Programm muss »Öffnen« gewählt werden, oder »Importieren«. Danach kann beispielsweise mit Excel gefiltert, sortiert, gerechnet werden und es lassen sich Diagramme erzeugen.
Weil das ein geschlossenes Format ist. Der Mehrwert zu CSV scheint uns, zum jetzigen Zeitpunkt gering, der Import von CSV durch Excel unmittelbar möglich. Wir lassen uns aber belehren.
Nein. Aus pragmatischen Gründen wurde das nicht berücksichtigt. Die Schwierigkeit besteht einerseits darin, dass nur in seltensten Fällen klar ist, ob Schnitzler sich von einem Ort zum anderen bewegte, oder ob er dazwischen zu Hause war. In unseren Daten besucht Schnitzler einen Ort nur einmal am Tag.
Vor allem älteren Menschen ist noch die Verwendung von gedruckten Personverzeichnissen und Lexikas geläufig: Jedes Buch war eine abgeschlossene Einheit. Wenn man nach Personen suchte, musste man mehrere Indizes durchgehen und hoffen, fündig zu werden. Normdaten sind nun allgemeine Nummern für Personen, Werke, Orte und andere Dinge, die erlauben, dass in der digitalen Welt klar ist, wenn in völlig unterschiedlichen Zusammenhängen von derselben Person die Rede ist. Am bekanntesten ist im deutschsprachigen Raum die GND, die sich vor allem um einheitliche Bezeichnungen für Personen kümmert. Wir setzen vor allem auf Wikidata, womit wir die Verknüpfung zu Wikipedia-Einträgen, zur GND und zum Wien-Geschichte-Wiki sicherstellen können.
Die Daten sind frei verfügbar. Wir haben zwar irgendeine freie Lizenz ausgesucht und an bestimmten Stellen vermerkt, aber offen gesagt: Ein nicht mehr existierender Verein kann schwer seine Rechte einfordern. Also tun Sie mit den Daten was Sie wollen. Und wenn Sie die vorliegende Website als Quelle anführen, sind Sie ein anständiger Mensch.
Die Daten kommen aus unterschiedlichen Quellen, vor allem aus dem Tagebuch und aus der Korrespondenz, sowie aus der Autobiografie von Clara Katharina Pollaczek und anderen historischen Überlieferungen.
Das Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage (ACDH-CH) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften betreibt einen Webservice, PMB – Personen der Moderne Basis. In ihm sind die ganzen Personen, Orte, Werke und Organisationen verzeichnet, die in den Schnitzler-Editionsprojekten (Tagebuch, Briefe, Lektüreliste…) referenziert werden. Durch den Anschluss an diese Datenbank war die Erfassung der Orte mit Normdaten vereinfacht. Das war die Voraussetzung, um überhaupt so schnell so viele Daten aufnehmen zu können. (Danke, Peter Andorfer!) Für die Verwendung der vorliegenden Website ist die PMB nicht notwendig. Sie enthält zu vielen Orten weitere Informationen, die möglicherweise nicht den Weg auf die Website geschafft haben. Eine Beispielfunktion: so können über die Export-Funktion der PMB über knapp 80 Aufenthaltsorte von Felix Salten gefunden und geladen werden.
Nein. Auf eine genaue Quellendokumentation wurde in Anbetracht der großen Datenmenge verzichtet. Die häufigsten Quellen sind das Tagebuch, die Korrespondenz Schnitzlers, Listen im Nachlass Schnitzlers und Korrespondenzen Dritter.
Das war eine pragmatische Entscheidung: Natürlich wäre es besser gewesen, hätten wir eine einfache Möglichkeit gefunden, um ganze Stadtgebiete zu referenzieren. Aber weil das viel Zeit in Anspruch genommen hätte und nur zu oft bedeutet hätte, dass wir selbst Formen hätten zeichnen müssen, haben wir uns stattdessen auf die Verwendung von georeferenzierten Punkten (mit Längen- und Breitengrad) beschränkt. Durch die Verknüpfung mit Normdaten sollte in Zukunft eine Umstellung auf Flächen möglich sein. Eine Verwirrung, die durch die Punkte entstehen kann, haben wurd durch die »Regel des genauesten Punkts« behoben.
Weil die Erfassung nicht einfach möglich gewesen wäre, arbeiten nicht mit Polygonen, um die ganze Fläche eines Ortes auf der Karte zu erfassen. Wir konzentrieren uns auf einzelne Punkte (vergleichbar mit Stecknadeln). Nehmen wir einen Tag an, an dem sich Schnitzler in Wien aufhielt und ins Burgtheater ging. Wir könnten zwei Punkte auf der Karte machen, beim Burgtheater und beim Stefansdom. Nun ist aber das Burgtheater in Wien, also ist die Angabe von Wien letztlich allgemeiner und unnötig. Jeder, der sich im Burgtheater aufhält, hält sich in Wien auf. Wir verzichten deswegen auf diese Doppelung und ziehen den genaueren Ort dem allgemeinen vor. Das hat Nachteile, etwa wenn Schnitzler in Weidling (einer zu Klosterneuburg gehörende Katastralgemeinde) und in Klosterneuburg war und dann der Punkt nur bei Weidling gesetzt wird. Aber wenn man es sich genauer überlegt, dann stimmt es auch wieder.
https://schnitzler-orte.acdh.oeaw.ac.at war eine Erfassung der Liste der Reisen, die sich im Nachlass Schnitzlers in der Cambridge University Library befindet. Weder wurden Tagesausflüge erfasst, noch genauere Ortsangaben innerhalb einer Stadt oder Dorfes. Zudem fand kein Abgleich mit dem Tagebuch statt, so dass Fehler aus der Liste fortgeführt wurden, die erst jetzt behoben werden konnten. Das Vorhaben besteht, die Daten von Schnitzler-Orte auf Basis der neuen Liste zu aktualisieren. Das hat momentan aber geringe Priorität.
Die Serie »Ansichten von Wien« wurde vom Wienmuseum digitalisiert und kann hier https://sammlung.wienmuseum.at in guter Auflösung geladen werden.
Mehrere Fehlerquellen sind möglich, sowohl auf der Seite der Überlieferung, wie auf der Seite der Auswertung. Schnitzler kann sich im Tagebuch verschrieben haben. Wir können uns bei der Aufnahme vertan haben. Vor allem aber besteht großer Spielraum bei der Interpretation der Quelle. Wenn beispielsweise Schnitzler im Tagebuch schreibt, dass er Salten in Pötzleinsdorf besucht (Eintrag), so wurde hier die tatsächliche Adresse von dessen Sommerwohnung verzeichnet. Bei der Erfassung des Verzeichnisses der Theaterbesuche im Nachlass Schnitzlers in Cambridge (Mappe A179) sind Vorführungen oft um einen Tag falsch datiert. Das lässt sich in vielen Fällen mit dem Tagebuch oder durch Abgleich mit Tageszeitungen korrigieren. Es verbleiben aber genug Einträge, wo diese Kontrolle nicht möglich ist.
Das ist schwer zu bestimmen. Es sind bislang noch keine Fälle zuverlässig bewiesen, in denen Schnitzler manipulierend falsche Dinge in sein Tagebuch geschrieben hätte. In den Fällen, in denen zwischen Schnitzlers Verzeichnis der Theaterbesuche und dem Tagebuch Differenzen auftraten – und das kam häufig vor – erwies sich im Abgleich mit den Theaterprogrammen in Tageszeitung durchwegs das Tagebuch als richtig. Abweichungen ereignen sich zudem, wenn sich Kalendertag und gelebter Tag unterscheiden. Beispielsweise wenn Schnitzler schreibt, dass er um Mitternacht ins Kaffeehaus ging. Das darauf Folgende ist dem nächsten Kalendertag zuzurechnen.
Für gewöhnlich ziehen wir das jeweilige Adressbuch eines Ortes heran. In Wien ist das der Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger. Dieser ging Ende Sommer des jeweiligen Vorjahres in Druck, so dass der Lehmann 1900 vor allem für die Jahresmitte 1899 verlässlich ist. Fehler und Änderungen wurden bis zum Erscheinen in einem Nachtrag vermerkt, womit sich die Zeitspanne der abgebildeten Wirklichkeit bis zum Jahresende 1899 verlängert. In den wenigen Fällen, in denen von Personen private Dokumente ohne größere Recherche vorliegen, werden diese natürlich bevorzugt.
Offen gesagt: Im Einzelfall sind wir es nicht. Es handelt sich um eine historische Rekonstruktion. Nicht alles ist exakt überliefert. Beispielsweise kann eine Theateraufführung in einem Theater angekündigt sein (Theaterzettel wurden gedruckt) und dann erkrankte ein Schauspieler und ein anderes Stück wurde kurzfristig angesetzt, ohne dass das in den Zeitungen dokumentiert wurde. Oder eine Wohnadresse kann im Adressbuch Lehmann vermerkt sein, aber sechs Monate nach der Drucklegung ist jemand übersiedelt. Oder ein Arztbesuch kann statt in der Ordination in der Spitalsambulanz stattgefunden haben, in der der Arzt ebenfalls tätig war. Oder jemand ist zur Kur in einem Sanatorium und Schnitzler erwähnt bei seinem Besuch nur den Ort. War er nun im Sanatorium? Anzunehmen ist es. Gewissheit besteht aber nicht. Das gilt selbst für die Lektüre des Tagebuchs, das gelegentlich mehrere Lesarten zulässt. Folglich trafen wir immer wieder Entscheidungen mit mehr oder minder großer Sicherheit. Vielleicht können diese mit zusätzlichen Quellen gestützt oder verworfen werden.
Es gibt zwar für die meisten, aber nicht für jeden Tag im Erwachsenenleben Schnitzlers einen Eintrag im Tagebuch. Viele Orte sind ausschließlich mit generellen Bezeichnungen beschrieben (»im Kaffeehaus«, »in der Umgebung spazieren«), sie lassen sich nicht verorten. Das Tagebuch Schnitzlers ändert sich im Lauf seines Lebens. Verkürzt lässt sich sagen, dass Arthur Schnitzler ab dem Moment seines Ruhms auch mehr Wert darauf legt, seine Aufenthalte zu dokumentieren.
Wir kennen die Häuser nicht, in denen der Arzt Schnitzler Hausbesuche machte. Gerade die Liebesbeziehungen mit den Frauen, die er als »süßes Mädl« titulierte, und die in der Vorstadt oder vielleicht sogar außerhalb der Linie (heute Gürtel) wohnten, lassen sich oft nicht geografisch verorten. Beides betrifft den Zeitraum vor 1900.
Wann ist jemand an einem Ort? Wenn Schnitzler seine Lebensgefährtin beim Burgtheater abholt, war er dann im Burgtheater? Wenn er mit Ludwig Hevesi vor dem »Vergnügungsetablissement Maxim« plaudert, war er dann an dem Ort? Wenn er »gegen die Freudenau« spaziert, lässt sich daraus etwas ableiten? Für die vorliegende Erfassung, die am geografischen Raum interessiert ist, in dem sich Schnitzler aufhielt, ist er an einem Ort, selbst wenn er nicht hineingeht. Ab welchem Punkt entschieden wurde, ob er nun da war, oder nicht, wenn er »in Richtung« eines Ortes ging, sind Einzelfallentscheidungen.
Unser vordringliches Ziel ist es, alle benannten geografischen Orte, die Schnitzler besuchte, aufzuführen. Die im Tagebuch erwähnten Besuche bei Familien wollten wir im ursprünglichen Vorhaben außen vor lassen. Mit der Zeit haben wir angefangen, wenn sie einfach aus dem Adressverzeichnis des betreffenden Jahres eruiert werden konnten, diese aufzunehmen. Trotzdem sind in diesem Bereich noch viele Lücken, die möglicherweise erst nach und nach, möglicherweise nie geschlossen werden können. Die Ermittlung der Wohnsitze gelang in den meisten Fällen nur mithilfe des Wiener Adressbuchs Lehmann, das nur in den Drucknachträgen Übersiedlungsdaten bringt.
Eine weitere getroffene Unterscheidung liegt darin, dass wir vor allem in Wien genau sein wollten und hier mehr Zeit für Recherche investierten, als, beispielsweise, in einem Bergdorf die genaue Lage einer Weinschenke zu eruieren. (Versucht haben wir es aber trotzdem.)
Offen gesagt, wir ahnen mehr, als wir wissen. Natürlich gibt es viel Detailwissen zu Arthur Schnitzler. Schon ein guter Ortsindex zum Tagebuch ist wertvoll. Arthur Schnitzler ist auch eine Beispielfigur für den geografischen Horizont eines finanziell gut ausgestatteten (nicht reichen!) Wieners zwischen 1880 und 1930. Man kann Informationen über die Theater- und Kinobesuche eines kulturell interessierten Menschen der Zeit beziehen. Aber selbst das sind Details. Uns scheint hier etwas vorzuliegen, für das es derzeit als historische Daten keinen Vergleich zu geben scheint. So lange von keiner weiteren Person der Zeit ähnlich ausgiebige Bewegungsdaten vorliegen, ist er ein digitaler Pionier, der in unerforschtes Gebiet vordringt. Und durch die Verwendung von Normdaten ist der Anschluss für andere Forschungsprojekte einfach möglich. Wenn vergleichbare Daten für weitere Personen aus unterschiedlichen Zeiträumen vorliegen, wenn Reiseführer, wenn historische Fahrpläne digital erfasst sind, werden sich komplexere Fragestellungen ergeben, die zum allerersten Mal beantwortet werden könnnen.
Diese Antwort stammt von der KI und hat kein zusätzliches Geld gekostet: »Ja. Die Dokumentation der Aufenthaltsorte einer historischen Person bietet wertvolle Einblicke in deren Leben, Einfluss und Zeitgeschichte. Sie trägt zur Forschung, Bildung und dem Erhalt kulturellen Wissens bei, was den Einsatz von Zeit und Ressourcen rechtfertigt.«
Seien wir ehrlich…
Ziemlich sicher nicht. Außer den vorliegenden Daten und der vorliegenden Website war er nicht aktiv tätig. Wenn Sie das nach dem Jahr 2025 lesen, wird er schon wieder aus dem Vereinsregister getilgt sein.
Der Vorstand bestand aus Martin Anton Müller und Laura Untner. Die anderen sechs Funktionär_innen haben es verdient, ungenannt zu bleiben. Wir sind ihnen sehr dankbar, dass sie uns unterstützt haben.
Martin Anton Müller und Laura Untner sind freie Wissenschaftler und nicht längerfristig an Institutionen gebunden. Die jeweils aktuellen Arbeitsorte und Emailadressen sollten aber auch in Zukunft aus dem ORCID-Eintrag ersichtlich sein: ORCID Martin Anton Müller respektive ORCID Laura Untner.
Nein.
Von welcher Summe sprechen wir? Wir bitten um Kontaktaufnahme.
In jedem Fall! Wir bitten um Kontaktaufnahme.
Über freiwillige Mitarbeit freuen wir uns. Auch im Zuge eines Volontariats können Ergänzungen erarbeitet werden. Wir bitten um Kontaktaufnahme.